Die kreative Persönlichkeit: Wie wir unsere Kreativität entwickeln können
„Wir müssen mehr Kreativität entwickeln!“ Das ist eine Forderung, die heute in fast allen Branchen zum geflügelten Wort geworden ist. Und dabei geht es nicht darum, einen Kicker in die Lobby zu stellen, sondern um die gezielte Förderung von kreativen Persönlichkeiten. Es sind die kreativen Persönlichkeiten, die es Unternehmen ermöglichen, neue Ideen zu finden, mit Veränderungen umzugehen und Innovationen zu entwickeln.
Daher schauen wir uns jetzt mal genauer an, welche Merkmale eine kreative Person ausmachen und wie diese Eigenschaften psychologisch unterstützt werden können. Und vielleicht stellst du dir auch die Frage, ob Menschen einfach kreativ sind oder ob du deine Kreativität fördern kannst. Kleiner Spoiler: Ja, du kannst zu einer kreativen Persönlichkeit werden.
Was genau zeichnet eine kreative Persönlichkeit aus?
Steve Jobs hat die Umrisse einer kreativen Haltung mit folgender Erkenntnis beschrieben:
„Kreativität ist mehr Entdecken als Erfinden.“
Das deckt sich mit der aktuellen Forschungslage rund um kreative Persönlichkeitsmerkmale.
Um Entdecken zu können, brauchst du folgende Eigenschaften:
1. Offenheit und Neugierde durch Achtsamkeit
Um Kreativität überhaupt zu entwickeln, ist es ganz wesentlich der Welt mit Offenheit und Neugierde zu begegnen. Kreative Menschen besitzen die Fähigkeit zum Staunen, die wir von Kindern kennen und lieben. Wer immer wieder in der Lage ist, seine Welt mit den Augen eines Fremden anzuschauen, der die Dinge zum ersten Mal erfährt, wird reich belohnt: Es wird ihm gelingen im Bekannten Neues zu entdecken.
Diese Haltung ist laut Dr. Brodbeck, Professor für Kreativitätstechniken an den Universitäten in Würzburg und München, am ehesten mit dem Ausdruck der „Achtsamkeit“ zu fassen. Achtsamkeit schafft einen Raum der hellwachen Offenheit und setzt voraus, dass all unsere Sinne im Wahrnehmungsprozess aktiviert sind. Mit unseren Sinnen machen wir Erfahrungen und diese Erfahrungen formen unsere Sicht auf die Welt, die Ideen, die wir daraus entwickeln, die Fragestellungen, die wir später formulieren und Narrative, die wir dazu erzählen.
2. SPIELFREUDE
Mit einer achtsamen Wahrnehmung und einer offenen Haltung gegenüber der Welt begegne ich den Dingen nicht nur anders, sondern es gelingt mir auch, sie neu zu kombinieren. Hierin liegt ein weiteres Merkmal der kreativen Persönlichkeit: die Fähigkeit, einzelne Elemente in einen neuen Kontext zu setzen. Dies führt dazu, Routinen zu durchbrechen, altbekannten Mustern zu entfliehen und Impulse neu zu kombinieren. Und da, wo zwei Dinge sich vermischen, entsteht etwas Drittes, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
Ein gutes Beispiel dafür ist die berühmte Apple-Entstehungsgeschichte:
Steve Jobs besuchte als junger Mann am College einen Kalligrafie-Kurs. Dieses Wissen und die Erfahrungen aus dem Umgang mit kreativem Schriftdesign nutzte er später in der Entwicklung des ersten Macs mit dem außergewöhnlichen Design und besonderen Schrifttypen. Damals, als er voller Leidenschaft und Staunen und aus rein persönlichem Interesse den Kalligrafie-Kurs belegt hatte, wäre ihm nie der Gedanke gekommen, wie nützlich und zukunftsweisend ihm diese Erfahrung einmal werden würde. Doch als es darauf ankam, erinnerte er sich an das, was ihn damals fasziniert hatte und er setzte diese uralte östliche Kunstform in einen völlig neuen Kontext: die Welt der modernen „personal computer“.
Genau diese Erfahrung hat Steve Jobs sehr geprägt und er wies immer wieder darauf hin, dass das Geheimnis kreativen Erfolgs die persönliche Fähigkeit ist, etwas achtsam wahrzunehmen und in der Lage zu sein, damit zu spielen: also, es in einen neuen, fremden Kontext zu stellen.
Diese Herangehensweise trainieren wir übrigens unsere gesamte Kindheit lang: Wir nehmen einen Stock und plötzlich ist er eine Angel, ein Schwert oder ein Zauberstab. Wir nehmen eine kreative Haltung gegenüber der Welt ein. Wir spielen. Der englische Kinderpsychologe W.D. Winnicott erklärt in seinem bahnbrechenden Werk „Vom Spiel zur Kreativität“, dass Kreativität direkt aus dem Spiel abgeleitet wird und zwar: „aus dem Spiel derjenigen, die noch nie von Spielregeln gehört haben“.
Wie können wir unsere eigene Kreativität weiterentwickeln?
Wie können wir kreative Persönlichkeiten unterstützen und fördern?
Damit Menschen psychologisch überhaupt in der Lage sind, Offenheit und Spielfreude zuzulassen oder neu zu entwickeln, brauchen sie Sicherheit. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist jedoch die Grundlage für das, was Neugierde und die Lust auf Neues ausmacht.
„Innere oder von außen gestützte Gefühle von Sicherheit sind die Basis für Kreativität.“
Du kannst folgendes tun, um den psychologischen Boden für die Entwicklung von Kreativität zu bereiten:
1. Jeder darf sie/er selbst sein (auch du!)
Da eine kreative Persönlichkeit stets eigene Impulse geben möchte und ja auch gerne soll, wird sie sich nicht komplett an andere anpassen können. Es muss okay sein, dass sie auch mal Kanten zeigt und sich nicht vollkommen an die gegebenen Normen hält. Kreative Persönlichkeiten begeistern sich für ihre Themen leidenschaftlich und freuen sich, wenn sie auf Resonanzraum treffen.
Dazu braucht es Akzeptanz für die persönlichen Eigenheiten.
2. Jeder darf sich als selbstwirksam erleben
Wenn die kreative Persönlichkeit ins Handeln kommen darf und ihre Ideen geschätzt werden, erlebt sie sich als selbstwirksam und stark. Das wiederum ermöglicht es ihr, Unsicherheiten im Ideenfindungsprozess besser auszuhalten, mit Kritik entspannter umzugehen und ausprobierend zu spielen. Sie ist stabil.
Dazu braucht es Freiräume und eine vertrauensvolle Atmosphäre.
Albert Einstein war übrigens gut darin, sich selbst in eine kreative Verfassung zu bringen. Als junger Mann hatte er wochenlang einen Job, bei dem er in langen Phasen nichts zu tun hatte. Anstatt in Langeweile und Gefühle des Nicht-gebraucht-werdens zu versinken, fing er an zu rechnen und entwickelte alle 10 min eine neue Theorie. Diese landeten zwar im Papierkorb, aber er konnte sich als selbstwirksam erleben.
3. Jeder darf sich auf die Zukunft freuen
Auch in Zeiten der Krise schauen kreative Menschen hoffnungsvoll nach vorn. Sie scheuen Veränderungen nicht, sondern suchen sie, ohne dass diese Menschen der Vorwurf trifft, alles nur durch eine rosarote Brille zu betrachten. Kreative Persönlichkeiten können davon ausgehen, dass alles gut wird, denn – selffullfilling prophecy – das wird es auch, wenn ihre guten Ideen fließen.
Dazu braucht es ein lösungsorientiertes Umfeld.
4. Jeder darf scheitern
Die kreative Persönlichkeit feiert Scheitern als Erkenntnisgewinn und verurteilt sich nicht für mögliche Fehler, die sie im Ideenfindungsprozess machen. Sie probieren Dinge aus ohne die Angst vor einer strengen Bewertung durch sich oder Andere.
Dazu braucht es das Grundverständnis, dass Mut belohnt wird.
Du willst deine kreative Persönlichkeit fördern?
- Sei du selbst!
- Tue Dinge, in denen du dich als selbstwirksam erlebst!
- Freu dich auf die Zukunft!
- Sei mutig und hab keine Angst zu scheitern!
Dann bist du bereit, Ideen für alle notwendigen Innovationen durch Offenheit und Spiel zu finden.
Spielen ist immer mit einem gewissen Wagnis verbunden, weil du nicht ahnst, wohin die Reise geht. Winnicott schreibt, dass der Mensch beim Spielen (und vielleicht nur beim Spielen) frei ist, um gestaltend tätig zu sein. Wir alle tragen das Spiel in uns. Wir alle besitzen diesen kreativen Raum, unsere Vorstellung, die wir nach außen tragen und mit Hilfe derer wir die äußere Welt gestalten können.
Wir sind also alle kreative Persönlichkeiten.
Sei dir deiner selbst ganz sicher: sei offen und spiele!
Bleib frisch im Kopf!
Deine Jeannine
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