Mit kreativen Inspirationen des Alltags neue Ideen finden
Ideen gibt es eigentlich wie Sand am Meer, doch um die guten Einfälle herauszufiltern, müssen wir jedes Sandkorn betrachten und auch die kleinen Dinge in Augenschein nehmen, denn unser Alltag steckt voller Inspirationen, voller Sandkörner sozusagen, wir müssen nur genau hinsehen.
Um zu wissen, wie man das tut, lohnt es sich, den Begriff „Inspiration“ genauer anzusehen:
Der Begriff „Inspiration“ kommt aus dem Lateinischen. „Inspiratio“ bedeutet so viel wie Beseelung oder Einhauchung. Allgemeinsprachlich versteht man darunter eine Eingebung, etwas, das von außen an uns herangetragen wird. Der Inspirierte verhält sich also eher passiv, ihm „passiert“ etwas. Man spricht demzufolge von „inspiriert werden“ oder „sich inspirieren lassen“. Passivität kann hier den Eindruck vermitteln, dass der Kreative selbst kaum Einfluss auf den Vorgang der Inspiration hat. Das stimmt aber nicht.
Informationen, die wir im Alltag aufnehmen, werden im Hintergrund permanent verarbeitet. Das Ergebnis dieser Verarbeitung teilt uns das Gehirn dann in Symbolen, Träumen, Bildern, Gesten und plötzlichen Eingebungen mit. Wir nennen diese gern „Geistesblitze“. Doch was scheinbar zufällig und aus heiterem Himmel passiert, wurde bereits unbewusst im Hintergrund vorbereitet. Oftmals, während man einer anderen Beschäftigung nachgeht. Also ein durch und durch aktiver Prozess.
Wie wir lernen, den unbewussten Prozess als bewussten Geistesblitz abzurufen
Der Schlüssel dazu ist Aufmerksamkeit. Damit setzen wir den Verarbeitungsprozess in Gang.
Wenn wir aufmerksam sind, gehen wir mit einem offenen, wachen und möglichst unvoreingenommenen Blick durch die Welt. Denn alles, was wir in unserem Alltag erfahren – sehen, hören, schmecken, erleben – kann uns als Inspirationsquelle dienen.
Zwei beispielhafte Erfolgsideen aus Alltagsinspirationen:
Die weltberühmte Unternehmerin und Modedesignerin Coco Chanel kreierte aus altbewährter Herrenkleidung bahnbrechende Damenmode. So ließ sie sich zum Beispiel von Reiterhosen inspirieren, die damals nur den Männern vorbehalten waren und machte mit ihrem Design die Hose für Damen salonfähig. Und sowohl das blau-weiss geringelte Streifentop, das bis heute als Inbegriff des Pariser Chics gilt und das berühmte Jerseykleid von Chanel hat sie sich bei männlichen Uniformen abgeguckt. Den soften Jerseystoff entdeckte die Wahl-Pariserin an der Garderobe englischer Soldaten und entfremdete ihn prompt für ein schmales, fließendes Kleid. Bis dato steckten Frauen in steifen Stoffen, denen sich ihr Körper anpassen musste, das weiche Jersey hingegen umspielte die Figuren der Damen, ohne sie zu formen.
Chanel war eine Meisterin darin, durch die Welt zu gehen und jedes Detail in sich aufzusaugen. Was sie sah, benutzte sie als Inspiration für neue Ideen und revolutionierte damit die Damenmode. Sie erfand eigentlich nichts Neues, spürte jedoch Dinge auf und setzte sie in einen neuen Kontext.
„Ich habe mein Leben lang nichts anderes getan, als aus Männerkleidern Frauenmode zu machen.“
Coco Chanel
Auch der deutsche Unternehmer Andreas Rösch studierte seine Umgebung mit einem wachsamen Blick: Zu Beginn der Corona-Welle Anfang März stornierten zahlreiche Kunden die Aufträge bei dem Werbetechniker Rösch. Daraufhin beobachtete er zufällig, wie seine Kollegin unter abenteuerlichen Verrenkungen versuchte, eine Türklinke ohne Hände zu öffnen. Diese fast verzweifelte Szene diente Rösch für seine Ideenfindung. Er entwickelte einen Haken mit Griff, der nicht nur Türklinken, sondern auch Kühltheken in Supermärkten öffnet, der Einkaufswagen schiebt und mit dem sich der PIN-Code an der Kasse eintippen lässt. Er dient als Halterung in öffentlichen Verkehrsmitteln und als Fingerverlängerung, um den Stopp-Knopf zu drücken – das perfekte Tool für Corona-Zeiten und die Rettung für Röschs schwächelndes Unternehmen. Die Nachfrage nach dem „Gribbb“ Haken, wie Rösch ihn taufte, war riesig.
So unterschiedlich die Biografien dieser beiden Akteure auch sein mag, eines haben Rösch und Chanel gemeinsam: Sie sind aufmerksam durch die Welt spaziert und haben Dinge beobachtet, sie internalisiert und sind dazu in Resonanz gegangen. So konnte aus einem externen Impuls ein Prozess der Inspiration und schließlich eine erfolgreiche Idee werden.
Einfache Tools helfen, Inspirationen zu finden und diese in Ideen zu verwandeln
1. Inspirationen dokumentieren
Daher ist es sinnvoll, über einen längeren Zeitraum Inspirationen zu sammeln, auch wenn nicht gleich klar ist, ob und wofür sie einmal nützlich sind.
Für die Dokumentation eignet sich am besten ein Heft oder Sketchbook. Hier kommt alles rein, was dir beim achtsamen „durch die Welt Gehen“ auffällt: Das Foto eines interessanten Objekts, das du mit der Handy-Kamera festhältst, die kleine Skizze einer zwischenmenschlichen Szene oder die Dialogzeilen eines Gesprächs, das du in der U-Bahn gehört hast. Die Aufzeichnungen sind eine Übung, dich bewusst mit deiner Umwelt auseinanderzusetzen. Anstatt sie unentdeckt an dir vorbeiziehen zu lassen, hältst du sie fest, um später als mögliche Lösungsansätze darauf zurückgreifen zu können. Diese Notizen helfen bei einer systematischen Ideensuche, die richtigen Impulse zu geben.
2. Resonanzen herstellen
Das Dokumentieren ist aber nicht nur ein bloßes Festhalten von Information: durch die schriftliche oder bildliche Erfassung gehst du mit den eingefangenen kreativen Impulsen in Resonanz. Der Begriff der Resonanz ist geprägt vom Soziologen Hartmut Rosa, der mit diesem Begriff eine Subjekt-Objekt-Beziehung als schwingendes System beschreibt, in dem sich beide Seiten gegenseitig anregen. Das heißt, du gehst mit diesen äußeren Impulsen eine Beziehung ein, trittst dabei in einen Dialog und antwortest ihnen. Diese Antwort gestaltet den äußeren Impuls und schreibt ihn quasi weiter. Eine Art Wechselspiel also, das immer dann passiert, wenn du Eindrücke in einem Sketchbook notierst. So stößt du einen kreativen Prozess an, bei dem am Ende etwas Neues geschaffen wird: ein Gedanke, eine Idee, ein „Geistesblitz“. Genau das ist Kreativität.
Resonanz-Übungen für den Alltag
Wenn du das nächste Mal in einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs bist, in einem Café sitzt oder auf der Straße spazierst, wähle einen Menschen aus, der dich interessiert. Zum Beispiel einen Studenten am Laptop, eine ältere Dame mit ihrem Hund oder ein Kind im Kinderwagen, das mit einer Rassel spielt. Beobachte die Person und beschreibe sie mit Worten oder male eine Skizze in dein Heft. Wenn du es kurz halten willst, reichen drei Adjektive, die dir zu der Person einfallen. Gehe gern auch einen Schritt weiter und stelle dir die Fragen, was die Person beispielsweise an Weihnachten macht.
Sprich in der Supermarktschlange, auf dem Spielplatz oder im Fitnesscenter bewusst Menschen an die du nicht kennst und fange ein Gespräch an. Schreibe den Dialog später in dein Heft, führe ihn sogar weiter.
Halte auf deinem Weg Ausschau nach Graffitis, fotografiere die, die dich besonders ansprechen. Dann zeichne dazu eine Antwort in dein Heft: Du kannst die Form einfach weitermalen oder ein paar Worte dazu schreiben.
So stößt du einen unbewussten Prozess an, der den Weg für neue Ideenfindungen ebnet.
3. Kreative Achtsamkeit: Alltägliches ist nicht alltäglich, sondern besonders
Um mit Erlebnissen und Eindrücken in Resonanz gehen zu können, musst du die Dinge erst einmal bewusst wahrnehmen. Die folgenden Tipps helfen dir, achtsamer durch die Welt zu gehen. Auf diese Weise machst du neue Erfahrungen, die du in deinem Sketchbook dokumentieren kannst.
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Sieh genau hin, anstatt vorbeizulaufen: Wie viele Treppenstufen steige ich jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Alles zählt: Treppenhaus, Rolltreppen, U-Bahnauf- und -abgänge etc..
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Staune über Bekanntes: Wenn du Einkaufen gehst und das Müsli für die Woche kaufst, sieh nach, wie viele verschiedene Müslisorten im Regal stehen. Vielleicht probierst du eine andere?
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Beobachte: Wenn das nächste Mal ein Vogel vor deinem Fenster herumhüpft, sieh genau hin, was er macht, welche Geräusche er von sich gibt, wie und wohin er fliegt.
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Nutze deine Sinne: Es gibt fast hundert verschiedene Blautöne. Wenn du jetzt in den Himmel schaust, welchen siehst du? Wasserblau, Ultramarinblau, Tintenblau, Taubenblau oder vielleicht Kornblumenblau?
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Kontaktiere Mitmenschen: Frage eine Freundin/Kollegin/Verwandte, wie sie es morgens schafft, die ganze Familie rechtzeitig für Arbeit/Schule/Kita fertigzumachen?
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Probiere Neues: Koche jede Woche ein neues Rezept, am besten sogar jedes Mal aus einem anderen Land.
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Ändere täglich eine Kleinigkeit: Gehe in einen anderen Supermarkt als gewöhnlich, laufe zu Fuß zur Arbeit statt mit dem Rad zu fahren, stehe eine halbe Stunde früher auf oder trage eine Farbe, die du sonst nie trägst.
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Inszeniere ein Ritual: Nehme dir täglich (möglichst zur selben Zeit) zehn Minuten nur für dich. Meditiere, mache ein paar Yogaübungen, höre einen inspirierenden Podcast oder schreibe Tagebuch.
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Gehe offline: Smartphone, Social Media und Internet sind echte Achtsamkeitskiller.
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Resümiere: Benenne jeden Abend drei Dinge, die dir am Tag begegnet sind und dich besonders bewegt/inspiriert haben.
Neues probieren – ein Beispiel
Auf einer gemeinsamen Reise nach Thailand probierten sich die Osnabrücker Studenten Max Krämer und Baris Özel durch das dortige Insekten-Snack-Angebot. Der nussig-würzige Geschmack begeisterte sie so sehr, dass Krämer sich in seiner Bachelorarbeit mit den Vorzügen des Verzehrs von Insekten beschäftigte. Denn die kleinen Tierchen sind reich an wertvollen Inhaltsstoffen wie Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe, sie sind frei von ungesättigten Fettsäuren und haben bei der Aufzucht einen deutlich geringeren Ressourcenverbrauch als die Rindfleischproduktion. Auch nach der Uni setzten sich die beiden Männer weiter mit dieser Geschäftsidee auseinander und erfanden den Insekten-Burger-Patty, bestehend aus 50 Prozent Buffalo-Würmern. Inzwischen sind Produkte aus Insekten ein echter Hype auf dem europäischen Lebensmittelmarkt und die beiden ehemaligen Studenten erfolgreiche Jungunternehmer.
Du siehst: Jeder Tag, vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, ist eine Inspirationsquelle für Kreativität. Um das zu begreifen und achtsam durchs Leben zu gehen, bedarf es im Grunde nur der Erkenntnis, dass das Alltägliche nicht alltäglich, sondern besonders ist.
Wenn du das begriffen hast, kann aus jeder Erfahrung eine großartige Idee werden.
Albert Einstein hat einmal dazu gesagt:
„Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles eines. Ich glaube an Letzteres.“
Albert Einstein
Wer auf diese Art und Weise durchs Leben geht, wird überall Inspirationen finden.
Bleib frisch im Kopf!
Deine Jeannine
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Schreib mir gern in die Kommentare, ich freue mich über deine Ideen!
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