Unser innerer Kritiker und wie wir ihn kontrollieren

Nov 8, 2020Frischkopf Neuigkeiten, Kreativität, Krisenmanagement

Unser innerer Kritiker – Die meisten von uns kennen diese kleine nagende Stimme im Kopf: Sie bewertet, kommentiert und kritisiert, was wir denken oder tun. Besonders in der verwundbaren Phase der Ideenfindung kann diese Stimme sehr laut werden. Häufig fangen wir dann an zu zweifeln. Denn die Stimme wendet sich oft gegen uns, sagt, was schlecht, falsch und nutzlos an unseren Ideen ist und versucht uns von der eigenen Schwäche und Wertlosigkeit zu überzeugen.

Aber keine Angst, den inneren Kritiker kriegen wir wieder unter Kontrolle.

So feindselig sie auch ist, die Stimme hat eine verdeckt positive Mission: Sie möchte uns vor Enttäuschungen schützen. Der innere Kritiker stellt die Unsicherheit an unseren Ideen heraus, sodass wir uns nicht mehr trauen, diese zu präsentieren und weiterzuverfolgen. Damit bleiben uns mögliche Enttäuschungen, Verletzungen und Misserfolge erspart, aber dieses Bewahren vor Misserfolgen führt auch zu Ängsten, niedrigem Selbstbewusstsein und hemmt die Kreativität. Ist der innere Kritiker bei der Ideenfindung unkontrolliert aktiv, wirkt er wie eine Erfolgsbremse.

Wie entsteht der innere Kritiker?

Sein Ursprung reicht weit in unsere Kindheit zurück. Eltern und andere Erziehungspersonen ermahnten uns, wenn wir Fehler machten oder uns in Gefahr brachten. Diese Ermahnungen sind per se nichts Schlechtes, sie helfen dabei, in der Welt zurechtzukommen, sich den Normen der Gesellschaft anzupassen und neue Dinge zu lernen. Es kommt jedoch auf die Art und Weise an, wie Eltern und Lehrer Fehler adressieren. Denn wie Erwachsene mit Kindern kommunizieren, bestimmt, wie sie sich später selbst sehen.
Tadel wird häufig sehr unpersönlich kommuniziert und genau hier liegt der Nährboden des inneren Kritikers. Zum Beispiel sagt eine Mutter: „Du bist zu laut!“. Sie könnte es aber auch wie folgt formulieren: „Mich stört es gerade, dass du laut bist, weil ich arbeiten muss.“ In diesem Fall kommuniziert die Mutter persönlich und sie beschreibt ihr Empfinden: Aufgrund der Lautstärke erträgt sie die Situation nicht. Das heißt, es ist nicht der Fehler des Kindes. Dennoch lernt das Kind, dass es leiser sein muss, damit die andere Person nicht gestört wird. Wohingegen im ersten Fall etwas mit dem Kind nicht stimmt: Es ist zu laut.

Im Laufe der Zeit internalisieren wir diese „Elternstimme“, die uns sagt, wir können dies noch nicht oder haben jenes falsch gemacht. Sie wird zu unserer Eigenen. Der innere Kritiker ist geboren.

Viele sind sich dieser Stimme und ihres Ursprungs gar nicht bewusst. Sie denken, diese Stimme hat recht und geben ihr so Macht, das eigene Selbstwertgefühl zu mindern und Ideen abzuwerten.

Da die wenigsten Menschen persönlich kommunizieren, haben wir uns an diese unpersönliche Variante gewöhnt. Statt die Ursache in einer Situation zu suchen, projizieren wir die Kritik auf uns selbst: ‚Meine Idee ist schlecht‘ oder ‚ich bin schlecht‘, dabei sollten wir die Kritik lediglich in einen anderen Kontext setzen: ‚Die Idee passt nicht zu diesem Unternehmen, diesem Produkt oder dieser Situation – zu einer anderen vielleicht schon.‘

Ein Tipp an alle, die mit Menschen zu tun haben: Sprecht persönlich! Versendet Ich-Botschaften. Damit verhindert ihr die Ansprache des inneren Kritikers eures Gegenübers.

So bringen wir unseren inneren Kritiker zum Schweigen

Der erste Schritt, um die kritische Stimme loszuwerden, ist sie zu erkennen und zu beobachten. Was will sie uns sagen? Von unserem inneren Kritiker können wir auch eine Menge über uns selbst lernen!

Aktiviert durch

  • den Vergleich mit anderen
  • zu viel Selbstreflexion
  • nicht losgelassene Emotionen
  • Druck aufgrund von Deadlines / Umgebung
  • Angst
wittert der innere Kritiker die Chance, Kontrolle über unsere Ideeneinschätzungen zu übernehmen. Die Folge ist ein niedriges Selbstbewusstsein, das zu Selbstzweifeln führt und den inneren Kritiker wiederum noch lauter werden lässt. Ein Teufelskreis also.
JeannineKaesler_Frischkopf

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Doch nur weil der innere Kritiker mittlerweile laut schreit, heißt das nicht, dass wir ihm die Kontrolle überlassen müssen. Sagen wir, er hat es geschafft, dass unser Selbstbewusstsein im Keller steckt, aber ist das tatsächlich so schlimm? Sicherlich, Selbstbewusstsein ist etwas, das in der westlichen Kultur als hohes Gut gepriesen wird. Wir sind geradezu verrückt danach. Interessanterweise wird Selbstbewusstsein in anderen Kulturen viel weniger geachtet. In manchen Sprachen gibt es einen vergleichbaren Ausdruck nicht mal. Auch in der westlichen Welt kommt es immer mehr zu der Erkenntnis, dass ein hohes Selbstbewusstsein häufig ein Zeichen von Dummheit, Illusion oder Mangel an echtem Selbstwertgefühl ist. Der Name eines gewissen amerikanischen Präsidenten schießt da direkt in den Sinn…

Interessanterweise verfügen gerade die Kreativsten nur selten über ein klassisch hohes Selbstbewusstsein. Deren innerer Kritiker ist oftmals sehr laut, schürt Ängste, Sorgen und Gefühle des Unterlegen-Seins. Meist haben diese Menschen einen sehr hohen Anspruch an sich selbst. Im Vergleich dazu können ihre Ideen und Taten nur abfallen. Doch diese Unsicherheit ist häufig nur ein Zeichen eines aktiven Bewusstseins. Solange wir den inneren Kritiker bewusst erkennen und beobachten, wird er vielleicht nicht ganz verstummen, aber er wird davon abgehalten, die eigene Kreativität zu kontrollieren.

Beispiel: Helen Mirren

Im Bezug auf ihr künstlerisches Schaffen erlebte die britische Schauspielerin immer wieder Phasen großer Unsicherheit und Zweifel. In einem Interview mit der Zeitung „The Telegraph“ spricht sich die Oscar-Gewinnerin aber dafür aus, in diesem Zusammenhang nicht von Leiden, sondern von Erfahrungen zu sprechen:

„Ich fange an, genug von all dem „Leiden“ zu haben. Aber ja, ich habe mein ganzes Leben Unsicherheit erfahren und tue es immer noch – täglich.“

Helen Mirren

Wenn wir also weniger unter unserem inneren Kritiker „leiden“, sondern eher eine bewusste Erfahrung machen, haben wir Einfluss darauf, wie uns die dabei hervorgerufenen Emotionen beeinträchtigen. Dann kann das freie Spiel der Ideen beginnen und wir dürfen groß und wild denken. Auf dem Weg zur Erfolgsidee müssen wir keine Angst haben, die Grenzen des Naheliegenden zu sprengen und Risiken einzugehen.

Drei Superkräfte im Kampf gegen den inneren Kritiker: Wärme, Mitgefühl und Mut zur Verletzlichkeit
Anstatt das Opfer unseres inneren Kritikers zu werden und unter seinen Äußerungen zu leiden, können wir ihm mit Mitgefühl begegnen. Einer amerikanischen Studie zufolge führen Wärme und Verständnis nach Kritik oder beruflichem Scheitern nämlich zu einer erhöhten Motivation, sich zu verbessern. Warum? Weil das regelmäßige Praktizieren von Mitgefühl für uns selbst unser biologisches Pflege- und Besänftigungssystem aktiviert. Schon die Übung, den inneren Kritiker und die eigenen Fehler zu akzeptieren, kurbelt unser persönliches Krisenmanagement an – führt also zu mehr Resilienz.

Jeff Weiner, CEO von LinkedIn, sagte in seiner Graduierten-Rede an der Wharton-Universität, dass eine Kultur von Wärme und Verständnis zu größerer emotionaler Scharfsicht führe. Sich selbst und anderen gegenüber mit Mitgefühl und Wärme zu operieren, sei der Weg zu erfolgreicheren Unternehmen. Das heißt, es bedarf nicht unbedingt des Selbstbewusstseins und der Überzeugung, der Beste zu sein. Viel wichtiger ist es, die eigenen Zweifel anzunehmen und sich bewusst zu machen, dass es in Ordnung ist, nicht alle Antworten zu haben, Fehler zumachen oder unsicher zu sein. Es ist wichtig, an die eigenen Idee zu glauben, auch wenn sie nicht perfekt ist. Der amerikanische Journalist Christopher Morley sagte mal:

„Es gibt nur einen Erfolg –
die Fähigkeit, sein Leben auf seine eigene Art zu führen.“

Christopher Morley, Journalist

Beispiel: Jessica Alba – The Honest Company

Als die damals noch junge Hollywood-Schauspielerin und frischgebackene Mama Jessica Alba ein Unternehmen gründen will, glaubt zunächst niemand an ihre Idee, chemikalienfreie Reinigungs- und Haushaltsmittel in schönem Design und zu erschwinglichen Preisen zu verkaufen. Alba, die keine klassische Schauspielausbildung absolvierte, hatte bereits vor ihrer neuen Businessidee immer wieder Kontakt mit ihrem inneren Kritiker. In einem Interview erzählte sie von ihrer Angst, auf dem roten Teppich als Schwindlerin enttarnt zu werden, die auf derartigen Veranstaltungen nichts zu suchen hätte. Auch bei der Vorstellung ihrer Unternehmensidee hatte sie das Gefühl, sie bluffe nur und ihr innerer Kritiker erinnerte sie stets daran, dass sie noch nicht mal einen College-Abschluss habe. Zudem war sie stets die einzige – noch dazu sehr junge – Frau in einem Konferenzraum voller Männer.
Aber sie hatte Mut, zu ihrer eigenen Lebensgeschichte zu stehen. Sie glaubte an ihre Idee, ihre eigenen Erfahrungen und war bereit, sich als unerfahren zu zeigen und Fehler zu machen. Alba hatte den Mut, ihrem Instinkt zu vertrauen, auch wenn ihr innerer Kritiker lange keine Ruhe gab. Sie sagte später, die wichtigsten Lektionen, die sie gelernt habe, seien aus Fehlern entstanden. Manchmal sei es eben wichtig, den falschen Weg zu gehen und sich dabei Kritik auszusetzen, auch der eigenen.

So wurde aus der Idee schließlich doch noch ein Unternehmen und heute gehört Jessica Alba laut Forbes zu den reichsten Self-Made-Millionärinnen der USA – noch vor Beyoncé und kurz hinter Yahoo-CEO Marissa Mayer.

Lebe nicht mit Scham, sondern mit Selbstwertgefühl

Das Schlüsselwort, um den inneren Kritiker zu verstehen, ist Scham: ‚Ich bin nicht gut genug, ich bin schlecht, die anderen werden über mich lachen, weil ich wie Jessica Alba keine Ausbildung habe oder keine Erfahrungen, weil meine Idee zu ausgefallen ist oder nicht durchdacht.‘ Mit dieser Scham spielt der innere Kritiker.
Laut der Sozialforscherin Brene Brown ist Selbstwertgefühl hier die entscheidende Waffe. Dies meint etwas anderes als Selbstbewusstsein, das substanzlos sein kann. Selbstwertgefühl heißt: ‚Ich und meine Ideen sind etwas wert, auch wenn sie am Ende nicht umgesetzt werden oder zu ausgefallen sind. Ich bin etwas wert, auch wenn ich nicht so gut ausgebildet bin wie mein Gegenüber, wenn mich jemand kritisiert oder ich scheitere.‘
Was mit diesem Selbstwertgefühl einhergeht, ist Courage, denn zu seinen Ideen zu stehen und sich der Meinung anderer auszusetzen, ist nicht leicht. Es braucht Mut. Dieser Mut heißt im Englischen courage, kommt vom lateinischen cor – Herz – und bedeutet ursprünglich: die eigene Geschichte mit ganzem Herzen zu erzählen, sich angreifbar zu machen, verletzlich zu sein.

Aber genau davor will der innere Kritiker fatalerweise schützen.

Praktische Übungen, um dem inneren Kritiker Grenzen zu setzen
  • Nimm deinen inneren Kritiker wahr. Schenke ihm Aufmerksamkeit, ohne das Gesagte zu bewerten.
  • Formuliere Distanz zu ihm, zum Beispiel indem du neue Begrifflichkeiten für den inneren Kritiker findest. Wie es die Schauspielerin Helen Mirren vorschlug, leidest du nicht unter der Unsicherheit, sondern du erfährst sie.
    Du kannst die Stimme deines Kritikers auch als externe Person formulieren: „Das ist mein innerer Kritiker, aber das bin nicht ich.“
    Eine weitere Möglichkeit des Neuformulierens ist der Kritik die Worte „ich habe den Gedanken“ voranzustellen. Also statt: ‚Die Idee taugt nichts‘, sagst du: ‚Ich habe den Gedanken, dass die Idee nichts taugt.‘. In der zweiten Aussage identifizierst du dich nicht mit deinem inneren Kritiker, du gibst ihm zwar in allen Formulierungen einen Raum, aber nicht die Macht, dich zu kontrollieren.
  • Statte den Kritiker mit klaren Merkmalen aus. Stelle dir deine innere Stimme zum Beispiel als albernen Cartooncharakter mit Micky-Mouse-Stimme vor. Du kannst deinem inneren Kritiker auch einen roten Hut aufsetzen, der ihn so deutlich kennzeichnet, dass du Abstand nehmen kannst.
  • Finde deinen inneren Unterstützer. Hier etablierst du einen unterstützenden Gegenentwurf zum inneren Kritiker, den du immer hervorrufst, wenn auch der innere Kritiker auftaucht. Der bestärkende Begleiter spricht mitfühlend und liebevoll zu dir, er unterstützt dich und redet wie ein guter Freund oder Coach. Seine Botschaft an dich: Du bist wertvoll!
  • Widersprich entschieden! Lass dich auf einen Dialog mit deinem inneren Kritiker ein. Hierfür kannst du zwei Spalten aufzeichnen: In der einen sammelst du alle Botschaften des Kritikers, in der anderen antwortest du auf eben diese. Auf die Äußerung „Du versagst immer“, schilderst du zum Beispiel drei Situationen, in denen du deine Ziele erreicht hast, seien sie noch so klein.
Bei all diesen Methoden geht es darum, dem inneren Kritiker gegenüberzutreten, sich ihm bewusst zu werden, aber ihm nicht die Kontrolle über das Leben und den Erfolg zu geben. Habe Mut zur Verletzlichkeit und die Courage, trotz Unsicherheit oder Angst, die eigenen Ideen der Welt auszusetzen und den eigenen Weg zu gehen.

Georgia O’Keefe, eine der berühmtesten und produktivsten amerikanischen Künstlerinnen des letzten Jahrhunderts, sagte über ihren kreativen Schaffensprozess:

„I have been absolutely terrified every moment of my life – and I have never let it keep me from doing a single thing I wanted to do.“

Georgia O’Keefe, Künstlerin

Auch wenn du immer wieder unsicher oder verängstigt bist, besonders bei der Entwicklung neuer Ideen, danke deinem Kritiker für die Warnungen, setze ihm dann einen roten Hut auf und tue genau das, was du willst!
Bleib frisch im Kopf!

Deine Jeannine

Hast du Inspiration gefunden, konntest irgendwas für dich umsetzen oder hast noch Fragen?
Schreib mir gern in die Kommentare, ich freue mich über deine Ideen!

JeannineKaesler_Frischkopf

Hi, ich bin Jeannine

Gründerin von Frischkopf und Expertin für Kreativprozesse im Business.
Ich zeige dir, wie du mit Kreativitätstechniken dein kreatives Potential entfesselst, damit du  kreative Lösungen für dein Business entwickeln kannst.
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