Warum Brainstorming dein Team schwächt – wie ein Missverständnis Innovation verhindert

Agil arbeiten im Team

Folgenden Dialog habe ich schon so oft geführt:
Kunde: „Boah, ich habe eben mit dem unkreativsten Team der Welt eine Ideensuche durchgeführt“
Ich: „Hm … schwer zu glauben, es gibt so wenige total unkreative Teams …“
Kunde: „Doch, es war total lasch und alles naheliegend. Alle wurden immer träger und im Grunde haben wir nichts Gutes herausbekommen.“
Ich: „Wie habt ihr die Kreativsession denn durchgeführt?“
Kunde: „Mit Brainstorming“
Ich: „Dann liegt es nicht am Team.“

Eines der größten Missverständnisse, die mir in meiner Auseinandersetzung mit Innovation und Ideenfindung begegnet ist, dass Brainstorming die bekannteste und deshalb wohl auch beste Kreativtechnik ist, man damit unfassbar originelle Ideen produzieren kann. 

Das ist vollkommen falsch. 

Aus meiner Sicht ist Brainstorming noch nicht einmal eine Kreativtechnik. Optimal eingesetzt kann es eine Kreativtechnik vorbereiten. Aber ansonsten kann Brainstorming recht wenig. Und wenn es darum geht, mal out-of-the-box zu denken, ist Brainstorming auf jeden Fall nicht das richtige Tool. Warum ist das so? 

Was ist Brainstorming? Und wer hat Brainstorming erfunden?

Brainstorming wurde ursprünglich von dem amerikanischen Werbefachmann Alex F. Osborn entwickelt und kommt von dem Ausdruck „Using the brain to storm a problem“, also wörtlich übersetzt: „Nutze das Gehirn, um ein Problem zu stürmen.“

Heute wird der Begriff fälschlicherweise für alle möglichen Arbeitsweisen und Techniken verwendet. 

Ursprünglich war die Idee des Brainstormings, dass sich Menschen zusammensetzen und zu einer Aufgabenstellung frei zu assoziieren. 

Wie funktioniert Brainstorming?

Jeder bringt ein, was ihr oder ihm zu der Aufgabenstellung gerade so durch den Kopf zischt. Ideen und Ideenfetzen sollen sich möglichst gegenseitig befruchten und aufeinander aufbauen. Jeder Gedanke wird notiert. Brainstorming kann allein durchgeführt werden. Sinnvollerweise wird es jedoch mit einer Gruppe durchgeführt, weil sonst das Momentum der gegenseitigen Inspiration fehlt. 

Wie läuft Brainstorming ab?

Beim Brainstorming spielt es eine ganz wesentliche Rolle, dass zwei zeitliche Phasen eingehalten werden: 

In der ersten Phase der Suche nach Lösungsassoziationen darf keinerlei Kritik geäußert und keine Beschränkung gedacht werden. Je mutiger gedacht wird, desto besser. Für diese Phase reichen max. 30 min., da danach meistens eh keine neuen Ansätze mehr auftauchen.

Im Anschluss folgte eine zweite Phase, in der die Ideen sortiert und bewertet werden.

Wofür wird Brainstorming fälschlicherweise eingesetzt?

Fälschlicherweise wird Brainstorming heute oft dazu eingesetzt, um Ideen zu generieren, Probleme zu lösen und neue Produktideen zu finden. Teams nutzen Brainstorming oft gerade dann, wenn sie kreativ arbeiten wollen. Dass sie sich mit Brainstorming keinen Gefallen tun, ist den Wenigsten klar. 

Pro und Kontra von Brainstorming

An Brainstorming ist nicht alles schlecht. Ganz im Gegenteil. Es gibt sogar einen ganz wichtigen Punkt, der für alle Ideensuchen wichtig ist. Und das sind die beiden verschiedenen Phasen:

  • Die freie Phase, in der frei aufgespielt werden darf, ohne dass Gedanken bewertet werden.
  • Die darauffolgende Bewertungsphase, in der Ideen sortiert und bewertet werden.

Das findet sich auch so in Top-Prozessen der systematischen Ideenfindung und bei jeder guten, echten Kreativtechnik wieder. Die Einhaltung dieser beiden Phasen wirkt wirklich innovative Wunder.

Aber was ist jetzt falsch am Brainstorming? Leider ist es so, dass die Ideen aus Brainstormings oft so vage und unkonkret bleiben, dass im Grunde niemand etwas damit anfangen kann.

JeannineKaesler_Frischkopf

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An der Originalität von Ideen kann man meistens schon erkennen, wie ein Team eine Kreativsession durchgeführt hat.

Beispiel: Wir suchen Ideen für die Fragen, wie wir auf unser neues Produkt aufmerksam machen. Eine Brainstormingidee wäre hier zum Beispiel: mit Werbung. Meine Güte, logisch. Was soll man damit anfangen! 

Solche viel zu allgemeinen und damit nutzlose Ideen entstehen dann, wenn keine Kreativtechnik genutzt wird, mit der wir unseren üblichen gedanklichen Suchraum aufbrechen. Brainstorming gibt keinen Hinweis und keine Hilfe dabei, zu wirklich ungewöhnlichen Ideen zu kommen und die eigene Gedankenautobahn mal so richtig zu verlassen.

Und das macht Brainstorming aus meiner Sicht vollkommen unbrauchbar, wenn ein Team um wirkliche Innovationen ringt. 

Blick in die Neurologie: Warum unser Denken mit Brainstorming nicht weit kommt

Unser Gehirn macht im Schnitt ca. 2 % des Körpergewichts aus. Es verbraucht jedoch unglaubliche 20 % unseres Gesamtenergieumsatzes. Daher versucht unser Gehirn permanent Energie zu sparen. Dazu bevorzugt es Routinen, bekanntes und bewährtes. Nur wenn es eine wirkliche Notwendigkeit sieht oder auf Hindernisse trifft, nimmt es den Energieaufwand in Kauf wirklich Neues zu denken. 

Das ist beim Brainstorming aber nicht der Fall. Dein Gehirn darf denken, was es will und das wird aus Energiespargründen das Naheliegende sein. Es hat keine Herausforderung zu überwinden. Es wird nicht durch Inspirationen gelockt. Es darf machen, was es will und das wird niemals etwas sein, dass hinter deinen üblichen Gedankengrenzen liegt. 

Ohne Tricks und Motivation zur Originalität kommt bei einer Kreativsession mit bloßem Brainstorming aus evolutionären und bioenergetischen Gründen einfach selten ein großer Wurf zustande. Und auf jeden Fall nicht verlässlich. 

Das kann man mit Kreativmethoden und einem systematischen Ideenfindungsprozess jedoch ganz gezielt erreichen. 

Kann Brainstorming überhaupt sinnvoll eingesetzt werden?

Meistens ist es ja so, dass Teammitglieder ihre Aufgabenstellung häufig schon lange kennen und sich bewusst und unbewusst damit beschäftigen. Daher liegen bei vielen vorgefertigte Ideenansätze bereit. Diese naheliegenden Ideen zunächst abfließen zu lassen, bevor das Team mit einer geeigneten Kreativtechnik zu innovativen Höhenflügen aufbricht, halte ich für sinnvoll. Meistens reichen aber 10 min. für ein kurzes Brainstorming zu Beginn einer Kreativsession aus. Dann ist der Kopf frei, um Neues zu denken.  

Ist reines Brainstorming in Bezug auf Kreativleistungen
 immer zum Scheitern verurteilt?

Für den sinnvollen Einsatz von Brainstorming würde ich eine einzige Ausnahme machen: Teams, deren Mitglieder außergewöhnlich offen, neugierig und wissensdurstig sind und damit über viele natürliche Assoziationen verfügen, haben einen größeren, für sie naheliegenden Suchraum zur Verfügung. Dann, und nur dann, kommt auch mal eine richtig gute, neue und originelle Idee beim Brainstorming heraus. 

Gibt man aber solchen hochkreativen Teams zusätzlich eine Kreativmethode an die Hand, geht ein Feuerwerk los und sie sprühen nur so vor zündenden Ideen. Und mit der richtigen Methode kannst du das auch! 

Fazit

Besser als endlose Brainstormingsessions mit mittelmäßigen Ergebnissen und hohem Energieverlust durchzuführen, macht es einfach Sinn, mit seinem Team eine hohe Methodenkompetenz für richtige Kreativtechniken zu erlernen. Der Ideenoutput ist dann überraschend groß, vielseitig und meistens erstaunlich konkret. 

Der gelungene Einsatz einer Kreativtechnik ist der zündende Motor, den ihr im Team braucht, wenn ihr wirklich qualitativ hochwertige, brillante und einzigartige Ideen finden wollt.

Aber in jedem Fall entsteht die Qualität einer Idee erst, wenn im Anschluss an die freie Kreativphase eine Bewertungsphase durchgeführt wird. 

Da das Brainstorming also total überschätzt wird und häufig Enttäuschungen mit sich bringt, kann ich euch also dringend empfehlen, die Bedeutung dieses Vorgehens zu minimieren. 

Ideen zu entwickeln ist die wichtigste Fähigkeit der Zukunft. 

Ideenentwicklung ist DIE neue Kernkompetenz auf fast allen Positionen in den meisten Branchen. Deshalb: Traut euch mit guten Methoden nach den Sternen greifen. 

Und ein kleiner Tipp zum Schluss:

Wenn es also mal nicht so läuft in eurer Kreativsession, dann stellt weniger euer Team infrage, sondern erst mal die Methode. Da werdet ihr in 99 % der Fälle das Verbesserungspotenzial finden. 

Willst du dir so einen professionellen Ideenfindungsprozess mal anschauen?
Hier findest du weitere Infos dazu: HEUREKA – Das Erfolgsideen-Programm

Oder folge mir auf LinkedIn und melde dich dort für meine kostenfreien „Lunch&Innovate“-Sessions oder meine Gratis-Webinare an und erlebe, wie viel Kreativität in dir steckt! 

Bleib frisch im Kopf!

Deine Jeannine

Hast du Inspiration gefunden, konntest irgendwas für dich umsetzen oder hast noch Fragen? Schreib mir gern in die Kommentare, ich freue mich über deine Ideen!

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